Rapunzel lass dein Haar herunter

Ein bisschen Pflege ist nötig!
Ein bisschen Pflege ist nötig!

 

Machen sie sich keine Illusionen, der Tibet Terrier und auch der Havaneser sind Langhaarhunde ohne den klassischen Haarwechsel. Sprich sie haaren nicht, aber sie bedürfen Pflege.

Mein Setter früher, ebenfalls ein Langhaarhund, aber mit Haarwechsel war im Vergleich pflegeleichter. Dafür fielen bei ihr die Haare zweimal jährlich überall hin.

Statt dem Staubsauger benötigt man jetzt Bürsten und Kämme, um die Haarflut im Zaum zu halten.

 

Als Faustformel: Ich benötige rund 20 bis 30 Minuten ein bis zweimal die Woche für den ausgewachsen Hund, damit er ein gepflegtes Fell hat. Dabei ist zu bedenken, je seltener ich bürste um so mehr potenziert sich der Aufwand. Das erklärt auch, warum man die Pflege unbedingt selbst erlernen sollte. Denn wenn ich beispielsweise jeden Tag 5 Minuten bürste, muss ich nach drei Tagen schon mindestens 20 Minuten einplanen. Nach einer Woche kann man sich dann auch schon mal eine Stunde mit dem Hundefell beschäftigen. Jetzt dürfen sie raten, wie lange man nach einem Monat oder gar länger beschäftigt wäre, dass ist weder für den Hund schön, noch für den Frisierenden.

 

Pflegeprodukte:

Ich besitze die einfache Ausführung der  Aktivet Bürste in lila/silber, Sie ist für mich, nach jahrelangen Versuchen mit verschiedensten Bürsten unverzichtbar (auch wenn ich sie schon fast unverschämt teuer finde). Diese Bürste ist mit vielen Drahtstiften ausgestattet, jeder einzelne ist abgerundet, sodass er nicht zu sehr kratzt. Die Farbe gibt Auskunft über den Härtegrad der Bürste und das ist meiner Meinung nach der wichtigste Aspekt. Ist die Bürste zu weich, kommt man nicht tief genug ins Fell um Verfilzungen, die sich immer von der Haut aus bilden zu beseitigen. 

Daneben habe ich den Untangler einen Kamm mit rotierenden Zinken, eine Maxipin zum Vorbürsten und Kämme mit verschieden weit auseinander liegenden Zinken, die man zum sogenannten Hakeln benötigt.

 

Auf dem Bild von Links nach rechts:

1: zwei gern benutzte Kämme (ich mag es, wenn sie einen ordentlichen Griff zum anfassen haben.

2. DIe Maxipin mit langen Drahtstiften ohne Kunststoffkappe, daran würden die langen Deckhaare hängen bleiben und ausreißen.

3. Die teure Aktivet in lila silber

4. Der Untangler, er hat zu vielen anderen Modellen mit routierenden Zinken, die perfekte Größe, Form und Stabilität.

5. Eine Schere, um z.B. Pfoten und gegebenenfalls Augen frei zu schneiden. Auch bei größeren Filzplatten kann ein "aufschneiden" manchmal helfen, damit es nicht zu viel ziept. 

Gewaschen, gesprayt oder gepudert wird bei mir so gut wie nie. Das Hundefell hat eine sehr gute Selbstreinigung. Der Hund oben im Bild trocknete und des Sand konnte nachher vom Hundeplatz gesaugt werden. Lediglich wenn sich meine Hunde in ekligen Sachen wälzen, nach einer Geburt und manchmal auch Im Fellwechsel zum Erwachsenenfell ist mal ein Bad nötig. Ich habe auch herausgefunden, dass so der Grip zum Unterwolle auskämmen deutlich besser ist. Durch Waschen wird das Fell weicher und "flutschiger", weil die körpereigene Fettschicht verloren geht. Zwei bis drei Wochen hält der Effekt an und man hat weniger Filz. Danach muss man erneut waschen. Leider wird in dieser Zeit viel weniger Unterwolle ausgekämmt und so verstärkt sich der Filzeffekt auf Dauer. 

Einziger Pflegetipp, zu manchen Jahreszeiten habe ich eine Sprühflasche mit Wasser beim Bürsten. Die Haare können manchmal elektrostatisch aufgeladen sein und das macht bürsten sehr schwierig. 

 

Das Hakeln

Der Tibi und wie ich feststellen durfte auch der Havaneser (entgegen der Aussage vieler Züchter und Halter) hat ein zweischichtiges Haarkleid, die Unterwolle filzt leicht und sollte daher ausgekämmt werden, Man nennt das hakeln.

Vor dem Hakeln sollte das Fell des Hund filzfrei gemacht werden. Wenn dass erledigt ist, kann man zum schichtweise  kämmen der Haare übergehen. Dabei wird der Kamm in einem 45 Grad Winkel zur Haut gehalten und nur etwa zu 50%  durchs Langhaar gezogen. Nach ein paar Kammstrichen, kann man dann schon die ausgekämmte Unterwolle im Langhaar hängen sehen. Den Kamm habe ich dazu zusätzlich an den vorderen Zinken mit einem Gummi präpariert, um mehr Grip zu haben. Am einfachsten liegt der Hund dabei auf der Seite. Auch wenn der Welpe und Junghund am Anfang nicht filzt, sollte die Pflege von klein auf geübt werden, damit es für Mensch und Hund später nicht zur Tortur wird.

 

Beim Ersten Tierarztbesuch wurde ich auch darauf hingewiesen, dass die Innenohrhaare bei einem Tibi regelmäßig gezupft werden müssen. Mich schockte das damals total, weil ich es mir sehr unangenehm für den Hund vorstellte. Meine Tibis sind zwar nicht begeistert, aber richtig schlimm finden sie es nicht. Ich zupfe dabei regelmäßig ein paar Haare einfach mit den Fingern aus dem Gehörgang. Das Innenohr muss dabei nicht haarlos wie ein Kinderpopo werden, aber es muss eine Belüftung des Ohres möglich sein. Ohne Pflege kann es sogar zu Filz im Gehörgang kommen. 



Hier nun ein Pflegevideo von Petra Maaz, die in Sachen Tibipflege eine Expertin ist. In diesem Video zeigt sie das reduzieren der Unterwolle durch Hakeln.

Exkurs: Kann oder sollte man einen Tibi oder Havaneser scheren oder schneiden?

Wie oben schon beschrieben, haben beide Rassen Unterwolle. Das ist der Teil des Fells, der bei Hunden mit Fellwechsel zwei mal im Jahr ausfällt um dann wieder nachzuwachsen. Es wächst also viel schneller wie das Deck-/Langhaar. Auch bei meinen Hunden wächst die Unterwolle schneller wie das Langhaar und wie bei den haarenden Hunden, gibt es Jahreszeiten, wo man einen vermehrten Bürstaufwand hat, um die Unterwolle zu reduzieren. 

Wenn man das Fell nun abschert, bringt man Unterwolle und Langhaar auf eine Länge. Nun klappt das mit dem Hakeln kaum noch, denn man hakelt die Unterwolle quasie am Langhaar entlang aus. Da die Unterwolle nicht von allein ausfällt, verbleibt sie auf dem Hund. Da sie schneller wächst wie das Langhaar, sieht der Hund schnell "wollig" aus, denn die Unterwolle ist feiner und deutlich weniger farbintensiv. Schon mal nicht so hübsch, aber noch kein Problem.

Das kommt dann im nächsten Schritt, denn die klimaregulierende Funktion klappt jetzt nicht mehr. Die Unterwolle wärmt besonders gut. Sie funktioniert ähnlich wie dicke wollende Unterwäsche bei uns Menschen. Da kann sich dann jeder vorstellen, wie der Hund sich fühlt, wenn es warm ist. Auch wenn man durch das kürzere Fell den Eindruck gewinnen könnte, der Hund wäre bei Wärme besser dran, ist das Gegenteil oft der Fall.  

Das gepflegte lange Fell, mit gut ausgekämmter Unterwolle funktionier hingegen wie das Talar eines Beduinen. Ein Beduine lebt bekanntlich in der Wüste und trägt bei 40 Grad im Schatten ein weites luftiges Gewand. Dies schützt ihn gegen die Sonne auf der Haut und sorgt für einen angenehmen Luftzug am Körper. 

Punkt drei, der gegen das Scheren spricht, ist das tote Haar am Hund. Da die Unterwolle immer  wächst und nicht ausgebürstet werden kann, wird sie immer mehr. Irgendwann wird der Platz auf dem Hund eng. Die Folge ist eine unzureichende Belüftung der Haut. Dies bietet idealen Nährboden für Hautentzündungen. Außerdem kann es passieren, das es so viele Haarwurzeln gibt, dass sie sich gegenseitig "ersticken". Die Folge hier ist dann Alopezie, ein lokal begrenzter Haarausfall, der irreversibel sein kann. 

Wie sie vielleicht jetzt verstehen, sollte das Scheren deshalb möglichst unterbleiben und wenn nur eine Notlösung sein, für Hunde, die maximal verfilzt/ungepflegt sind. Es wäre dem Hund dann nicht zuzumuten, stundenlang unter Schmerzen die Pflege nachzuholen. 

 

Das Scheiden.

Im Gegensatz zum Scheren kann man sich mit dem Schneiden unter Umständen das Leben etwas leichter machen, da die Hunde nach dem Spaziergang weniger Dreck im Fell hängen haben. Es sollte mindestens eine Länge von 8-10 cm des Langhaar erhalten bleiben, damit das Hakeln noch funktioniert, dann muss man nicht die negativen Konsequenzen fürchten. Dazu gehört aber eine menge Übung und es dauert deutlich länger wie das Scheren. Deshalb lässt man auch deutlich mehr Groschen beim Friseur. Ich persönlich mag das lange Haar (es hört überings einfach von allein auf zu wachsen und muss theoretisch nicht geschnitten werden) und spare das Geld lieber für andere Dinge, die meinen Hunden Freude machen. 

Meine Hunde waren tatsächlich noch nie beim Friseur!