Ich glaub ich bin falsch sozialisiert!

1: Wie ich erste Zuchterfahrungen sammelte

Schon mein ganzes Leben begleiten mich Hunde. Meine Mutter züchtete mit dem Familienhund einem Irish Setter schon, als ich noch ein Kleinkind war. Mein Vater, als Jäger hatte aber auch einen Dackel, einen Deutsch Langhaar und einen Deutsch Drathaar. Mit 15 bekam ich meinen ersten richtig eigenen Hund, eine traumhafte Irish red Setterdame namens Tessa. Sie durchlebte mit mir die Pupertät, das Abitur und das Studium zur Oecotrophologin. Unter Anleitung meiner Mutter, sammelte ich mit ihr auch die ersten Zuchterfahrungen. Zu meinem 18. Geburtstag schenkte Tessa mir ein dutzend keiner roter Setter, der Rest des Geburtstages war nur noch reine Formsache! Sie war ein ganz besonderer Hund, der immer einen Platz in meinem Herzen haben wird.

Tessa
Tessa

Auch Hund Nummer zwei, Callas gerufen, ist wieder ein Setter geworden, diesmal ein Irish Red and White Setter, eine bezaubernde Dame, die mich immer aufs Rad beförderte, um ihren Bewegungsdrang zu stillen.

Callas
Callas

Auch mit Callas ist der Wunsch des Züchtens in Erfüllung gegangen und ich durfte wieder viele tolle Erfahrungen sammeln.

 

Aber ein Hund war mir nicht genug. Ein Zweiter sollte mich und meinen Setter noch ein bisschen mehr auf Trab bringen. Zwei Setter gleichzeitig, das war mir dann aber doch zu anstrengend, also suchte ich nach dem passenden Zweithund.

Nicht zu groß, damit die Hunde gut ins Auto passen und immer dabei sein können. Aber auch nicht zu klein, damit sie auch mal am Rad mitlaufen und mich bei meinem Hobby Kutsche fahren begleiten können. Nichtjagend, denn als Nichtjägerin ist das definitiv leichter und schöner für den Hund. Nichthaarend wäre von Vorteil und natürlich mit einer robusten Gesundheit ausgestattet. Nach dem Wälzen von Rassebeschreibungen, Durchstöbern von Internetseiten und Lesen in Foren, ließ ich mich vom Tibet Terrier verzaubern.

Und dann kam  Dori, mein erster Nichtjagdhund!

Der Bazillus Tibeticus hatte mich von nun an fest im Griff, denn aus dem einen Tibi ist inzwischen ein ganzes Rudel geworden und natürlich gibt es da auch ab und an Welpen.

 

2. Wie ich Züchterin in meinem Zuchtverein wurde.

Damit das alles kontrolliert von statten geht, züchte ich unter dem Hundezuchtverein des ARCD. Um hier als Züchter aufgenommen zu werden, bedarf es den Besuch von speziellen Züchterseminaren und auch die Zuchtstätte wird vor dem ersten Wurf kontrolliert. Dann sucht man sich einen "Zwingernamen" aus, dass ist sozusagen der Nachname meiner Hundefamilie und hat so gar nichts mit einem Hundezwinger zu tun.

Dieser wird dann im Verein geschützt und man erhält eine Zwingerschutzkarte. 

Alle meine Welpen werden im Zuchtbuch meines Vereines eingetragen und erhalten ihren Abstammungsnachweis. Allerdings nur, wenn ich mich an alle Regeln und Zuchtvorgaben des Vereins gehalten habe, der sogenannten Zuchtordnung. Tue ich das nicht, werden z.B. für einen Wurf keine Papiere ausgestellt, oder man erhält eine Zuchtsperre9. Nach mehrmaligen oder einem schweren Verstoß würde man dann aus dem Verein ausgeschlossen. 

 

3. Wie ich Züchter mit Paragraph 11 wurde.

Da ich inzwischen auch mehr wie zwei Zuchthündinnen habe, kam dann noch die Prüfung durch das zuständige Veterinäramt nach Paragraph 11 hinzu. Die Vorgaben, die dabei zu erfüllen sind, legt jedes Veterinäramt selbst fest und können daher stark voneinander Abweichen. Im Kreis Borken sind die Anforderungen sehr hoch. So muss man zunächst mindestens ein halbes Jahr Vollzeitpraktikum im Hundebereich nachweisen, z.B. im Tierheim, bei einem Züchter (allerdings nur bei einem, der den Paragraph 11 schon hat), oder beim Tierarzt. Dazu kommen Seminare zu allen Bereichen der Zucht, sowie den gesetzlichen Regelungen zur Hundehaltung. Nach Sichtung dieser Nachweise, dem einreichen eines polizeilichen Führungszeugnisses, einer Unbedenklichkeitsbescheinigung des Kreises und einem Lageplan der Zuchtstätte, wird man zu einem Fachgespräch eingeladen. Rund zwei Stunden wurde dann im mündlichen Gespräch auf Herz und Nieren geprüft, ob man erworbenes Wissen denn auch wirklich verinnerlicht hat. Nach der erfolgreichen Prüfung, kam dann ein Veterinär nach Hause, um zu prüfen, ob die Zuchtstätte dem Lageplan entspricht und alle erforderlichen Gesetzesvorgaben erfüllt sind. Außerdem hat die Veterinärin die Hunde in Augenschein genommen, Dokumente geprüft und geschaut, ob meine Hunde grundsätzlich sozialisiert sind, sprich keine Scheu vor dem Menschen haben, einfache Befehle befolgen können und sich anfassen lassen.

Danach erhielt ich dann meinen persönlichen Paragraph 11 Bescheid. 

Das ist quasi meine behördliche Zuchtordnung. Diese ist in Teilen strenger wie die Zuchtordnung meines Vereins. Zudem ist dort auch eine regelmäßige Fortbildung verpflichtend. Damit ich alles  einhalte, muss ich ein Zuchtbuch für meine Zucht führen. Das Veterinäramt kann jederzeit kommen und meine Zucht und das Zuchtbuch kontrollieren. Habe ich mich nicht an den Bescheid gehalten kann die Behörde Geldstrafen, Zuchtverbote oder sogar die Abgabe der Hunde verhängen. 

 

Das Alles hat mich aber nicht abgeschreckt und zeigt vielleicht, dass ich versuche eine seriöse Zucht zu führen.

Es hat mich nicht nur nicht abgeschreckt, nein meine schlechte Sozialisierung hat noch weiter um sich gegriffen. Nun habe ich neben dem Bacillus Tibeticus auch noch den Virus Havaneticus.

 

 

Hier ein Bild meines Herzblutes unter dem Mikroskop.

Rechts außen ein kleiner Havaneser Virus
Rechts außen ein kleiner Havaneser Virus